Die Entstehung der Hospizarbeit

Im Mittelalter gründen sich mehrere Krankenpflege-Orden, die teilweise eigene Hospitäler betreiben.
Kranke u. helfende Nonnen helfen in einem Hospital in Paris. Holzstich nach einem Gemälde von 1482

„Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen,

die sich über die Dinge zieh’n.

Ich werde den letzten

vielleicht nicht vollbringen,

aber versuchen will ich ihn.“

Rainer Maria Rilke

Hospize, also Herbergen, in denen Menschen gepflegt und bis zu ihrem Tod versorgt wurden, gab es schon in der antiken Welt der Griechen und Römer. Mit Beginn des Christentums nahmen auch einzelne Klöster Kranke und Sterbende auf. Ab dem 4. Jahrhundert zählte die Sorge für Kranke und Sterbende zu den sieben leiblichen Werken der Barmherzigkeit und war damit eine Aufgabe verschiedener Orden.

Im Mittelalter entstanden entlang der Pilgerrouten zahlreiche Hospize. Sie boten nicht nur Schutz für Reisende, sondern sorgten auch für Kranke und Sterbende. In der Zeit der Kreuzzüge gründeten sich Pflegeorden wie die Malteser und Johanniter sowie Laiengemeinschaften wie die Beginen.

Mit der Gründung des St. Christopher’s Hospice Sydenham bei London durch die englische Ärztin, Krankenschwester und Sozialarbeiterin Cicely Saunders beginnt 1967 die Entwicklung der modernen Hospizbewegung.

Ein entscheidender Schritt in der Auseinandersetzung mit dem Thema Tod und Sterben in der modernen Gesellschaft und der Entwicklung der ehrenamtlichen Hospizarbeit erfolgte dann durch die Arbeiten der Psychiaterin und Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross in den 1970er Jahren in den USA.

In Deutschland wurde 1986 das erste stationäre Hospiz gegründet. In der Folge hat sich viel in der ehrenamtlichen Hospizarbeit und der palliativen Begleitung von schwerkranken und sterbenden Menschen in Deutschland getan. In Baden-Württemberg gibt es zur Zeit 239 ambulante Hospizdienste in der ca. 7850 ehrenamtlich arbeitende Mitarbeitende tätig sind (Stand 2020). Pro Jahr werden über 10 000 schwerkranke und sterbende Menschen von ehrenamtlichen MitarbeiterInnen in den letzten Tagen und Stunden begleitet.

Neben der ambulanten Hospizarbeit gibt es 34 stationäre Hospize, 39 Kinder – und Jugendhospizdienste  und in stetig wachsender Zahl stationäre Palliativstationen und ambulante Palliative Care Teams für Kinder und Erwachsene. Auch mit diesem stetig wachsenden Angebot für schwerkranke und sterbende Menschen und deren Familien ist der Bedarf an Unterstützung in Baden-Württemberg und auch Bundesweit noch nicht gedeckt.

Die InitiatorInnen der Hospizarbeit haben es sich zur Aufgabe gemacht, das Sterben und die Sterbenden in das Leben zu integrieren und den Tod als natürlichen Teil des Lebens zu begreifen. Mit der praktischen Anwendung dieser Einstellung wollen sie den Sterbenden ein würdevolles Leben in den letzten Stunden ermöglichen. Umfragen zufolge möchten etwa 90 Prozent aller Menschen zu Hause sterben. Tatsächlich sterben aber etwa 50 Prozent der Menschen im Krankenhaus und weitere 20 Prozent in Pflegeheimen.

Stationäre Hospize und ambulante Hospizdienste bieten eine menschenwürdige Alternative, wenn eine Behandlung im Krankenhaus oder im Pflegeheim nicht mehr gewünscht wird oder erforderlich ist.